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“Mami, wie spielt man Friede?”

Ist friedlich spielen Frieden spielen?

Die Geschichte wird gerne erzählt: Kinder toben draussen mit Holzstecken herum, spielen gleichzeitig Star Wars, Pokemon, Spider Man und Asterix, sie sterben hundert Tode und stehen wieder auf, ihre rote Backen glühen vor Begeisterung.
Die Mutter bringt das Zvieri und meint: “Spielt doch was friedliches.” Nach zehn Minuten stehen die Kinder hinter ihr und fragen: “Mami, wie spielt man Frieden?”
Gute Frage. Interessant auch, dass die Geschichte in allen Unterrichtsbüchern hier endet. Hm. Rumsitzen und schweigen, das ist ja nicht einfach Friede. Und lächeln, solange die Mutter schaut und zuschlagen, sobald sie aus dem Zimmer ist: Erst recht nicht.

Friede hat mit Regeln zu tun

Wie spielt man Friede? Wikipedia sagt, Friede ist die Folge von “Friedensbemühungen”, Konflikte innerhalb von festgelegten Regeln auszutragen. Man könnte also den Kindern sagen: “Erfindet einen Konflikt zwischen Euch und versucht ihn so zu lösen, dass ihr am Schluss beide zufrieden seid. Dann habt ihr Frieden und es gibt Dessert.”
Um sich auseinanderzusetzen, muss man sich also zusammensetzen. Friede gibt es nicht, wenn sich eine Seite dem Gespräch verweigert.

Momentane Bedürfnisse

Die meisten Konflikte geschehen aus einem eigenen momentanen Bedürfnis heraus. Andere empfinden das gesetzlich oder moralisch als Regelbruch und fühlen sich ungerecht behandelt. Sie reagieren darauf – voilà der Konflikt.
Verschärfend wirkt, dass es für viele Menschen schwierig bis unmöglich ist, eigene Fehler zuzugeben, aus fehlender Grösse oder aus Angst, dass die eigenen Bedürfnisse dann nicht mehr ernst genommen werden.
Schnell entsteht so ein dorniger Konflikt-Irrgarten voller Sackgassen und lauernden Monstern. Helfen würde: sich abkühlen, die Bedürfnisse hinter den eigenen Emotionen finden, zuhören. Im Alltag reicht dies meist schon.

Peacemaker gesucht

Wo es schwieriger wird, gibt es “Peacemaker”. Sie heissen Unparteiische, Mediatoren, Therapeutinnen, Richter, Ombudsfrauen etc. Sie überprüfen die Regeln, achten auf beide Sichtweisen und schauen unter die Oberfläche.
Im zweitbesten Fall akzeptieren die Konfliktparteien, wie die “Peacemaker” die geltenden Regeln auslegen. Im schlechtesten Fall setzt sich durch, was die überwiegende Mehrheit der Menschen ebenso wie die machtlosen „Peacemaker“ als Unrecht verurteilen. Dem sagt man dann ein bisschen zynisch “Willkommen im richtigen Leben”. Deshalb hat Jesus der Kirche wohl angetragen, “bei Euch aber soll es nicht so sein.” – OMG!
Und schliesslich: Im besten Fall gelingt eine win-win-Lösung: gegenseitiges Anerkennen, Wiedergutmachen, Versöhnung, und dann: Frieden. Wenn das geschieht, dürfen wir uns mit Fug und Recht freuen.

Wie Friede aufgeht

Wie spielt man Frieden?“ Vielleicht so: Man nehme die eigene und eine andere Sicht, gebe Emotionen hinzu und schlage ein bisschen alles auf den Tisch. Danach schaut man die bekannten und unbekannten Zutaten gut an, gibt Fehlertoleranz und viel Respekt dazu, vielleicht hole man noch einen Koch, der einem die merkwürdig riechenden Zutaten erklärt. Dann rührt man alles achtsam und vorsichtig zusammen, bis es passt, Schweisstropfen inklusive, gibt es geduldig in eine Form, lässt es im Ofen aufgehen, und dann – “Mami, s Dessert isch parat!”

 

EarthTrek oder: Alles was man fürs Leben brauchen kann, lernt man bei StarTrek.


Raumschiff Enterprise ist wieder da! Der Star bei Star Trek heisst jetzt USS Shenzou, aber wir wissen: Das ist eigentlich die Enterprise, und der Vulkanier kann heissen, wie er will – er wird immer Spock bleiben.

Ebenfalls gleich bleibt diese wunderbare Sprache: “Wieso haben sie den Transportermusterpuffer eingesetzt?” – “Nun, wir hatten zuwenig Restfraktale.” – “Ja schon, aber ihn auf einen diagnostischen Zyklus einzustellen, so dass das Muster sich nicht abbaut und ihn mit den Phaseninduktoren zu verbinden, um eine regenerative Energiequelle zu erhalten, das war brillant!”
So ähnlich laufen Dialoge bei StarTrek ab. Irgendwie ahne ich, warum es geht, aber eigentlich weiss ich nicht einmal annähernd, was Phaseninduktoren oder Transportermusterpuffer sind oder was zumindest ungefähr ihre Aufgabe sein könnte. Spielt trotzdem keine Rolle. Denn auch sonst zeigt Star Trek, worauf es im Leben drauf ankommt, ohne es gleich anzuschreiben.

1. Willst Du verstanden werden, rede wie dein Gegenüber

Gleich in Folge eins droht Krieg, weil die Menschen den Klingonen mit menschlichen Gebräuchen begegnen wollen. Dabei ist das eine Kommunikationsgrundlage: Will ich von meinem Gegenüber verstanden werden, muss ich seine Sprache sprechen. Sonst bleiben meine Worte unverständlich wie klingonisch oder wirken gar kriegerisch.


2. Jede Person, jedes Alien hat ein Recht darauf so zu leben, wie es ihr/ihm gefällt. (Solange es nicht andere Aliens zu erobern versucht.)
Der Captain ist eine schwarze Frau und voller Vertrauen gegenüber allem Fremden, die erste Offizierin eine Asiatin, heisst Michael und ist eine Draufgängerin. Ein Alien ist ebenfalls Offizier und von grosser Vorsicht. Alles kein Problem. Wäre es nicht toll, wenn sich im richtigen Leben verschiedene Lebenskonzepte gleichwertig miteinander verbinden könnten und wir von unserer Verschiedenartigkeit lernen und profitieren würden?

3. Ein jeder sollte auf seinem Platz sein.

Der Maschineningeneur ist im Maschinenraum, der 1.Offizier auf der Brücke und ‘Pille’ auf der Krankenstation. Ähnlich heisst es schon in der Bibel: Jeder soll seinen Fähigkeiten und Begabungen entsprechend mitarbeiten. Schade nur, wenn gerade Männer in hohen Positionen so tun müssen, als könnten sie alles. Da stellt sich dann plötzlich nicht mehr die Frage nach Begabung. Solche Chefs werden jedenfalls nie fremde Welten entdecken …

4. Auf Notrufe wird unverzüglich reagiert.
Und bei uns? Auf an den PC und erst einmal ein Infomail, und dann eine Arbeitsgruppe. Da lob’ ich mir den Einsatz der Enterprise/Shenzou Mannschaft, die nichts unversucht lässt, ein Problem zu beseitigen, auch wenn es dabei schlecht um die eigene Bequemlichkeit bestellt ist.

5. Je komplexer ein Problem, desto notwendiger ist eine Vereinfachung.
Einerseits höre ich oft, es werde zu sehr vereinfacht in der Politik. Weshalb muss man dann quasi zuerst ein Studium abgeschlossen haben, um politische Abstimmungen zu verstehen? Es sollte viel öfters gefragt werden: „Worum geht es hier eigentlich?“ Da lobe ich mir Star Trek: am Schluss geht es immer um einfache menschliche Fragen, und das wird auch so gesagt (wenn nicht gerade über Transponderinduktion gefachsimpelt wird).

6. Scheue nicht das Ungewisse!
Tja: Einfach mal auf Fremde zugehen, sich durch ungewöhnliches Outfit nicht abschrecken lassen! Mehr miteinander als übereinander sprechen! Das hätte was!

7. Eine Crew wird zu Freunden werden zu einer Familie zusammen, Und die Familie ist der Mittelpunkt des Universums.
Gemeinschaft nicht nur auf der Zunge haben, sondern erlebbar werden lassen. Echtes Interesse am Anderen ist mehr als nur Neugier. Und: ich trage Verantwortung für die, die ich mir vertraut gemacht habe!

8. Schliesse jede Episode mit einem Lächeln ab!
Ein Lächeln ist immer ein guter Abschluss. Einen Schlussstrich ziehen und gemeinsam(!) von vorne anfangen. Eine herausfordernde Aufgabe kann man nur mit gutem Teamgeist meistern. Wer andere rausschmeisst, wird irgendwann selber rausgeschmissen. Denn wie heisst es doch: „Elf Freunde müsst ihr sein, um Klingonen zu befreunden.“ – Oder ist das aus einem anderen Science-Fiction-Epos?