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Die Unterweltstadt oder „Surpiza, surpriza“

Salz, von Jahrmillionen in Schichten geformt.
Salz, von Jahrmillionen in Schichten geformt.

Freitag, 26.7.: Ja, eine Saline im alten Stil zu sehen, das fand ich schon interessant. Aber was mich in Praid in diesem stillgelegten Salzbergwerk erwartete, sprengte jede Vorstellung

Alte holländische Stadtbusse fahren uns tief in den Stollen hinein, in dem bis vor einigen Jahrzehnten Salz abgebaut wurde. Der Besuch der Saline Schweizerhalle hatte mich beeindruckt, und ich freute mich darauf, hier zu sehen, wie Salz ausgewaschen oder ausgegraben worden ist. Nach zehn Minuten Busfahrt steigen wir aus und zu Fuss durch einen engen Stollen 400 Stufen noch tiefer in den Berg hinunter.

Speleotherapie - Wieder ein Fremdwort gelernt...
Speleotherapie – Wieder ein Fremdwort gelernt…
Intrare  - Entrance - Untergang
Intrare – Entrance – Untergang

Unten angekommen, hat es einige Informationstafeln, und ich amüsiere mich über die Fortsetzung der Serie „lustige Tafeln in Sovata“.

Ein Dutzend Hallen epischen Ausmasses
Ein Dutzend Hallen epischen Ausmasses

Dann geht es noch ein wenig weiter – und ich bin platt. Denn vor uns öffnet sich der Stollen zu einer, was heisst da zu einer, zu mehreren riesigen Hallen, die eine ganze eigene Welt beinhalten. 15 Meter hoch, 20 Meter breit, jeweils so um die 100 Meter lang, so hat es ein gutes Dutzend solcher Hallen aneinander.

Wände, Decken, Boden, alles Salz, herausgepickelt in den letzten Jahrhunderten. Der Boden von den Millionen von Füssen glatt wie Marmor.
Und hunderte von Menschen, die hier einfach: ihren Tag verbringen.

Der Salzboden glatt wie Marmor
Der Salzboden glatt wie Marmor

Es hat zu ihrer Unterhaltung Restaurants, Fun-Parks, Seilgarten, eine Bibliothek, eine Kirche, Dutzende von Tischen, laufende Fernseher, und es hat Stromanschlüsse für Notebooks und freies WLan.

Dies alles, weil Ärzte (vor allem aus Ungarn) den Menschen „Speleotherapie“ verschrieben haben, sprich, sie sollen über ein paar Wochen jeden Tag zwei bis vier Stunden in diesem Klima hier unten verbringen. Die Liste der Krankheiten, die mit dem Einhauchen der Salzluft geheilt werden können soll, nimmt gar kein Ende, und so leben die Menschen hier unten, sie essen, lesen, surfen, spielen, unterhalten sich – und mir bleibt auch nach einer Stunde noch die Spucke weg.

Die Kirchen-"Halle"
Die Kirchen-“Halle”

Die Kirche in einer der Hallen hat viele Besucher. Sie beten vor einer der verschiedenen Statuen, legen ein Votivbild hin, und reden miteinander. Es ist ein totales stil-Chrüsimüsi, an dem sich niemand zu stören scheint.

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Votiv-Wand
Votiv-Wand

Und so ist es denn an der Zeit, einfach noch die Bilder sprechen zu lassen.

Seilgarten
Seilgarten
Fun-Park
Fun-Park
Kaffee mit italienischem Espresso
Kaffee mit italienischem Espresso
Dutzende von Notebook-Arbeitsplätzen  - und alle belegt.
Dutzende von Notebook-Arbeitsplätzen – und alle belegt.
Unglaublich: online 200m untertags.
Unglaublich: online 200m untertags.
Kinder-Labyrinth, vier-stöckig.
Kinder-Labyrinth, vier-stöckig.

Klar ist: mein Vorurteil vom Vortag ist vollständig und komplett in sich zusammen gefallen.

So etwas hatte ich nie und nimmer erwartet und noch nie erlebt.

Das „Gstaad Rumäniens“

Rumänischer Spielplatz
Rumänischer Spielplatz

Donnerstag, 25.7.: Es hat eine Saline, und Ionel möchte mit uns dorthin, weil es ihm so gefallen hat. Mit diesem „Vorwisssen“ brachen wir von Miroslovesti nach Sovata auf. Wenn wir gewusst hätten…

Ionels Sohn Ovidiu und seine Frau Oana sind zu uns gestossen. Alle zusammen fahren nach Sovata. Also das heisst, wir fahren, Ionel rast. Als wir ihm später von der drohenden Strafe für den FCB-Spieler Bobadilla erzählen, lacht er und sagt „Oh, da wäre ich in Gefahr, den Rest meines Lebens im Gefängnis zu verbringen.“

Tiefe Kliffe
Tiefe Kliffe
See Lacul Rosu, klassische Ansicht
See Lacul Rosu, klassische Ansicht
Markt Lacul Rosu, klassischer Rumänen-Kitsch
Markt Lacul Rosu, klassischer Rumänen-Kitsch

Obligatorischer Zwischenhalt am Lacul Rosul, 5-Sterne-Touri-Sehenswürdigkeit (vergleichbar: Kapellbrücke) mit “Artisanat”, sprich einem Markt mit allem erdenklichen Rumänien-Kitsch und -Ramsch. …und darum immer wieder einen Lacher wert.

Schwadern im Heliotermalen See

In Sovata angekommen, erstes Staunen: Wir sind zwar in den Bergen, aber da hat es Massen von Menschen, die alle im Bade-Tenu die Strasse entlangflanieren.

Und dann halten wir an, und vor uns liegt ein Bergseelein mit vielleicht 200 Metern Durchmesser, in dem weitere Menschenmassen schwadern – ja, schwadern, denn kaum jemand bewegt sich wirklich im Wasser.

Das ist der (ganze!) grösste heliotermale See Europas
Das ist der (ganze!) grösste heliotermale See Europas

Einzelne Touristen laufen in weissen Hotelbademänteln herum, und hinter uns erheben sich drei enorme Hotelklötze aus Beton in den Himmel. Wo sind wir denn da gelandet?

Lacu Ursu, Sovata
Lacu Ursu, Sovata

Ein Schild klärt uns auf. Hier ist der grösste „heliotermale See Europas“ [sic!] – der grösste was? – man darf nur von 10-13 und von 15-18 Uhr in den See und sollte nicht länger als zwei mal 30 Minuten täglich baden. Das tönt nach Salzsee, in der Nähe einer Saline nicht überraschend.

Als wir uns alles ein wenig genauer anschauen, wird klar, dass Sovata so eine Art „Heilbad Gstaad Rumäniens“ gelandet sind. Und was sollen denn WIR da? Ich fühle mich sehr auf einer Bildungsreise „was Rumänen toll finden“ und mittlerweile kommt es mir vor, genug davon zu haben.

Deshalb ist auch der Entscheid einstimmig, dass wir unsere gemeinsame Reise in Brasov abschliessen, auf Wunsch Tobits, der bei der Vorbereitung seines Schulvortrags über Rumänien immer wieder las, Brasov sei die schönste Stadt des Landes.

Schöne Kirche auf dem Weg
Schöne Kirche auf dem Weg