Home » Blog » Gesellschaft (Seite 18)

Archiv der Kategorie: Gesellschaft

EarthTrek oder: Alles was man fürs Leben brauchen kann, lernt man bei StarTrek.


Raumschiff Enterprise ist wieder da! Der Star bei Star Trek heisst jetzt USS Shenzou, aber wir wissen: Das ist eigentlich die Enterprise, und der Vulkanier kann heissen, wie er will – er wird immer Spock bleiben.

Ebenfalls gleich bleibt diese wunderbare Sprache: “Wieso haben sie den Transportermusterpuffer eingesetzt?” – “Nun, wir hatten zuwenig Restfraktale.” – “Ja schon, aber ihn auf einen diagnostischen Zyklus einzustellen, so dass das Muster sich nicht abbaut und ihn mit den Phaseninduktoren zu verbinden, um eine regenerative Energiequelle zu erhalten, das war brillant!”
So ähnlich laufen Dialoge bei StarTrek ab. Irgendwie ahne ich, warum es geht, aber eigentlich weiss ich nicht einmal annähernd, was Phaseninduktoren oder Transportermusterpuffer sind oder was zumindest ungefähr ihre Aufgabe sein könnte. Spielt trotzdem keine Rolle. Denn auch sonst zeigt Star Trek, worauf es im Leben drauf ankommt, ohne es gleich anzuschreiben.

1. Willst Du verstanden werden, rede wie dein Gegenüber

Gleich in Folge eins droht Krieg, weil die Menschen den Klingonen mit menschlichen Gebräuchen begegnen wollen. Dabei ist das eine Kommunikationsgrundlage: Will ich von meinem Gegenüber verstanden werden, muss ich seine Sprache sprechen. Sonst bleiben meine Worte unverständlich wie klingonisch oder wirken gar kriegerisch.


2. Jede Person, jedes Alien hat ein Recht darauf so zu leben, wie es ihr/ihm gefällt. (Solange es nicht andere Aliens zu erobern versucht.)
Der Captain ist eine schwarze Frau und voller Vertrauen gegenüber allem Fremden, die erste Offizierin eine Asiatin, heisst Michael und ist eine Draufgängerin. Ein Alien ist ebenfalls Offizier und von grosser Vorsicht. Alles kein Problem. Wäre es nicht toll, wenn sich im richtigen Leben verschiedene Lebenskonzepte gleichwertig miteinander verbinden könnten und wir von unserer Verschiedenartigkeit lernen und profitieren würden?

3. Ein jeder sollte auf seinem Platz sein.

Der Maschineningeneur ist im Maschinenraum, der 1.Offizier auf der Brücke und ‘Pille’ auf der Krankenstation. Ähnlich heisst es schon in der Bibel: Jeder soll seinen Fähigkeiten und Begabungen entsprechend mitarbeiten. Schade nur, wenn gerade Männer in hohen Positionen so tun müssen, als könnten sie alles. Da stellt sich dann plötzlich nicht mehr die Frage nach Begabung. Solche Chefs werden jedenfalls nie fremde Welten entdecken …

4. Auf Notrufe wird unverzüglich reagiert.
Und bei uns? Auf an den PC und erst einmal ein Infomail, und dann eine Arbeitsgruppe. Da lob’ ich mir den Einsatz der Enterprise/Shenzou Mannschaft, die nichts unversucht lässt, ein Problem zu beseitigen, auch wenn es dabei schlecht um die eigene Bequemlichkeit bestellt ist.

5. Je komplexer ein Problem, desto notwendiger ist eine Vereinfachung.
Einerseits höre ich oft, es werde zu sehr vereinfacht in der Politik. Weshalb muss man dann quasi zuerst ein Studium abgeschlossen haben, um politische Abstimmungen zu verstehen? Es sollte viel öfters gefragt werden: „Worum geht es hier eigentlich?“ Da lobe ich mir Star Trek: am Schluss geht es immer um einfache menschliche Fragen, und das wird auch so gesagt (wenn nicht gerade über Transponderinduktion gefachsimpelt wird).

6. Scheue nicht das Ungewisse!
Tja: Einfach mal auf Fremde zugehen, sich durch ungewöhnliches Outfit nicht abschrecken lassen! Mehr miteinander als übereinander sprechen! Das hätte was!

7. Eine Crew wird zu Freunden werden zu einer Familie zusammen, Und die Familie ist der Mittelpunkt des Universums.
Gemeinschaft nicht nur auf der Zunge haben, sondern erlebbar werden lassen. Echtes Interesse am Anderen ist mehr als nur Neugier. Und: ich trage Verantwortung für die, die ich mir vertraut gemacht habe!

8. Schliesse jede Episode mit einem Lächeln ab!
Ein Lächeln ist immer ein guter Abschluss. Einen Schlussstrich ziehen und gemeinsam(!) von vorne anfangen. Eine herausfordernde Aufgabe kann man nur mit gutem Teamgeist meistern. Wer andere rausschmeisst, wird irgendwann selber rausgeschmissen. Denn wie heisst es doch: „Elf Freunde müsst ihr sein, um Klingonen zu befreunden.“ – Oder ist das aus einem anderen Science-Fiction-Epos?

Wenn Moses eine Frau gehabt hätte…

Kürzlich erzählte mir ein Freund seinen Lieblingswitz: «Weisst du, was gewesen wäre, wenn Moses in der Wüste seine Frau dabei gehabt hätte? – Sie hätte nach dem Weg gefragt!»

Der Freund ist kein Pfarrer, auch wenn er mir schon «moralische Wege» gewiesen hat, dafür sind Freunde ja da. Und klar ist auch, Witze sollte man grundsätzlich nicht erklären. Trotzdem muss ich hier einen Fehler meines Freundes aufklären: Moses hatte nämlich sehr wohl eine Frau. Sie hiess Zippora und war eine so genannte «Fremdgläubige». Und drittens: Die Irr-Wanderung der Israeliten durch die Wüste dauerte laut Bibel 430 Jahre, also schlicht ewig.

Zippora wird dabei nie erwähnt. Das kann darauf hindeuten, dass Zippora gar nicht dabei war. Jüdische Theologen interpretieren es aber meist anders, wenn Ehefrauen nicht erwähnt werden: Wenn Moses seine Frau verlassen oder verloren hätte, wäre das wohl erzählt worden, weil es aussergewöhnlich war. Da Zippora nicht erwähnt wird, müsse man also annehmen, dass sie natürlicherweise auch dabei gewesen sei, aber eben nie etwas zu sagen hatte, sondern ihren Mann im Hintergrund versorgte und nach aussen unsichtbar blieb.

Wenn diese Details geklärt sind, können wir uns dem Kern des Witzes zuwenden. Den sollte man zwar ebenfalls nicht erklären, und das tu ich jetzt auch nicht. Denn im Verkehr, beim Wandern, bei Emotionsstau oder in einer fremden Stadt kennen wir die Situation und deren witzige Zuspitzung.

Einfach mal losfahren, wir werden schon ankommen, Handeln damit gehandelt ist, einfach der Nase nach, vorwärts drauflos, egal was im Weg ist und nebendran, beim Hobeln fallen halt die Späne – das gilt als klassisch mannhaftes Verhalten. Mit durchgestreckter Brust, meistens laut, Eindruck schindend, beängstigend. Und natürlich gibt es auch weibliche Ausprägungen davon: Die Furien aus den griechischen Sagen sind kein bisschen weniger furchteinflössend. Hauptsache immer in Bewegung, bloss nicht innehalten, Vollgas, das gibt ein rauschhaftes Gefühl von blendender Aktivität. Das schüttet Adrenalin aus und gibt danach eine friedliche Entspannung. Ob der Weg so ans Ziel führt, gerät dabei zur Nebensache, Kollateralschäden ebenfalls. Die Weltgeschichte ist voll von solchen «Siegern».

Und natürlich: Auf solchen Irrwegen erlebt man viele wundersame Geschichten, Umwege erhöhen die Ortskenntnis, sagt man. Also los und draufgehalten, es warten Wunden und Wunder, und auch Schmerzen lassen mich spüren, dass ich existiere, nicht?

Dahingegen: Innehalten, sich bremsen, überlegen, Einheimische fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist, das gilt als weiblich, nur etwas für Warmduscher … Halt: WarmduscherINNEN natürlich!

Mir gefällt diese Vorstellung jedoch durchaus: Hätte Zippora die Juden durch die Wüste geführt, sie hätte nach dem Weg gefragt, wäre nach drei Jahren im gelobten Land angekommen und hätte die abgekämpfte Moses-Schar dann entspannt im Liegestuhl liegend bei einem Cocktail empfangen. Nach einer warmen Dusche natürlich.