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Franziskus – dasch mol e Name!

Unerwartet früh dürfen „wir“ einen neuen Papst begrüssen – und schon lange hat es nicht mehr so viel Spass gemacht, weltweit verbundener Katholik zu sein. Eine Art Live-Ticker…

Wieviel ist geredet, spekuliert, gedacht worden! Und dann? Dann ist eben doch alles anders – und neu. UND WIE NEU! Viele haben ein langes Konklave vorausgesagt. Als Folge davon, dass die Kardinäle zerstritten seien, persönlich und theologisch, und PAFF! Schon am Ende des zweiten Tages wurde den verbrennten Wahlzetteln die Chemikalie für weissen Rauch beigemischt (wie jetzt ja auch alle wissen).
Das haben die Spezialisten schon mal nicht erwartet (nur ein unbedeutender Theologe aus der Region Basel hat im Radio gesagt, es könnte gut ein kurzes Konklave geben… 🙂 ).

innert sekunden hat der neue Papst gleich mehrere Facebook-Seiten
Innert Sekunden online: Facebook-Seiten des neuen Papstes

Live-Steam”

Der Live-Stream (oder eben: live-STEAM? 🙂 ) vom Petersplatz: Eindrücklich. Fröhlich. Feierlich.
Irgendwo zwischen Volksfest und eine halbe Stunde vor Morgestraich – und das ist natürlich nicht abschätzig gemeint. Sondern so: „Genau so sollte es eigentlich sein.“

Die Spannung steigt. Die Info-Sperre geht wie in einem Quantensprung zur modernen Informations-Flut über: „Der Papst zieht sich um“ – „Der Papst betet“ ist über Twitter zu erfahren. …und niemand ärgert sich für einmal über die vielbehauptete „Oberflächlichkeit“ der Social Media. Alle sind gespannt und wollen das miterleben.

Neu. Und wie!

Dann sickert der Name des Papstes durch: Franziskus der Erste – und mir bleibt ehrlich gesagt erst mal die Spucke weg: Was für eine Ansage!
Innert Sekunden feuern die Synapsen und die Gedanken
– „…der erste“: einen neuen Namen zu wählen, ist eine klare Aussage.
– „Franziskus“: und dann dieser Namenspatron! Ein Aussteiger, der seinen immensen Reichtum verschenkte, quasi ein Anti-Vasella, der in der Natur mit  Tieren gelebt hat. Das weckt Bilder, die vor allem mit allem zu tun haben, was man NICHT mit dem Papsttum verbindet.

Und immer wieder sagt eine Stimme in mir: „Ball flach halten! Nicht zu viel erwarten! Es ist erst ein Name!“ – Deutlicher könnte ich nicht merken, was alleine dieser Papst-Name auslöst.
Nächste Infos: Ein Argentinier, ein Südamerikaner. Da gehen die Assoziationen weiter: Der bringt die Erfahrungen mit dem Kolonialismus mit. Die Befreiungstheologie Die Diktatur.

Ein Witz zur Begrüssung

Und dann erscheint er. Jetzt dann gleich. Gefilmt ist das Ganze wie bei einem Rockkonzert, wenn der Star kommt. Und ja, auf eine Art ist er ja auch ein Star.
Dann kommt er wirklich. Und was ich ab jetzt schreibe, sind natürlich subjektive erste Eindrücke.
Seine allerersten Worte: „Guten Abend!“ – Wie wohltuend. Wie normal. Wie einfach. Wie herzlich.
Und gleich ein Witz: „Die Kardinäle haben einen Bischof von Rom gewählt, und einen Mann vom Ende der Welt geholt.“ – Ein Papst, der einen Witz macht? Der sich selbst nicht so tierisch ernst nimmt? In seinem tatsächlich erst zweiten Satz?
Träume ich? Gibt’s das im real existierenden Vatikan? Natürlich gibts das, ich habs nur total vergessen! Wunderbar!

Ja, es gibt es. Und ja, es ist normal. Und ja natürlich, er hat die Zehntausende von Herzen auf dem Petersplatz bereits für sich gewonnen.

Und so geht es weiter: „Wir beginnen diesen Weg gemeinsam. Ihr und ich“. – „Einer soll für den anderen da sein“ – So viel „zusammen“ hat man gefühlte Jahrzehnte nicht mehr aus eines Papstes Mund gehört.

Als wäre keine Distanz

Die Kamera wechselt die Perspektive. Von hinten sieht man, wie weit weg die Menschen eigentlich weg vom Papst stehen. Doch wenn er redet, kommt es mir vor, es gäbe da keine Distanz, sondern als würden die Leute bloss einen Meter vor ihm stehen. Er redet nicht wie ein „ChefChef“, sondern eher wie ein Seelsorger, einfach und in einem freundlichen Ton.

Als ob er nicht zu, sondern mit den Menschen reden würde.

Ich bin berührt.
Bereits jetzt hat er so vieles in seinem Amt verändert.

Heilige Geistin

Und dann muss ich mich zwingen, den Kopf einzuschalten.

Ich weiss: er hat eine riesige Aufgabe. Er hat bereits im Vatikan intern grosse Veränderungen anzupacken, und dies gegen grossen Widerstand. Kardinäle haben in den zentralen Themen (vor allem Frauen und Sexualität bzw. Kondome und AIDS) die gleiche Haltung. Er wird die grossen Bedürfnisse der Kirchen in Europa und Nordamerika kaum erfüllen können.

Und vor allem: Die Kirchen vor Ort können die Verantwortung für das Leben in den Pfarreien nicht an Franziskus I. abgeben.

Und doch: die wenigen Minuten haben ein Zeichen gesetzt. Auch wenn sich inhaltlich vorderhand nicht viel ändern kann und wird, so hat die römisch-katholische doch ein sympathischeres Antlitz erhalten. Und was Franziskus I. als Stimmung ausstrahlt, ist für den „Spirit“ der Kirche fast ebenso wichtig.

Denn wie schon lange nicht mehr hat es an diesem Mittwochabend, 13. März Spass gemacht, katholisch und Mitglied dieser weltweiten Kirche zu sein.

Wer hätte das gedacht.
Danke, heilige Geistin.


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