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Log-Out im Advent 2017: Die Playlist

Wer alle Adventskalender-Songs (inklusive “mehr Log-Out”) an einem Stück hören/sehen möchte:
Hier ist die Playlist als Link, oder hier eingebettet zum direkt hier anschauen:


Und alle Texte sind hier nocheinmal untereinander geschrieben.
Die einzelnen Tage werde ich dann mal löschen.
Love To You All.


Log-Out am 26.12.

The End (The Beatles)

And in the end, the love you take is equal to the love you make.

Musikalisch ein Rock-Kracher, von Paul McCartney in seinen Solo-Konzerten der 90-er Jahre als ekstatische Gitarren-Battle gefeiert, ist The End das würdige Ende dieser Serie.
Wer Liebe gibt, empfängt Liebe.
So banal wie wahr. Ich weiss das. Ich durfte es in diesem Hiob-mässigen Jahr der Prüfung am eigenen Leib erleben.
Be blessed everyone.


Log-Out am 25.12.

Your Song (Elton John)

How wonderful life is, while you’re in the world.

Your Song braucht keine Erklärung. Meine persönliche Verbindung dazu geht in die Pariser Studienjahre. Der Film von musikalischer Kreativität übersprudelnde Film Moulin Rouge, der auch in Paris spielt, verband dann Your Song viel viel später quasi mit dem Hier und Jetzt.


Log-Out am 24.12.

The Power Of Love (Frankie Goes To Hollywood)

Mehr Balladen-Weihnachten geht nicht. „The power of love, a force from above, cleaning my soul“.

Die Liverpooler Schwulenband Frankie Goes To Hollywood stürmte Mitte der 80-er Jahre mit dem damaligen Schocker Relax die Charts, das mehr oder weniger explizit homosexuelle Ejakulation beschrieb. Die einen Radiostationen feierten den Song, die anderen verbannten ihn aus dem Programm – beste Voraussetzungen, um zur Nummer 1 zu werden 😉

Doch mit den nächsten Nummern zeigte die englische Retortenband komplett andere Gesichter: Two Tribes besang den Kalten Krieg, und dann die Ballade The Power Of Love mit einer geradezu klassizistischen Darstellung der Weihnachtsgeschichte ohne jede Ironie, und in der 9-Minuten-Maxi-Single-Version des Songs (siehe unten) rezitieren Frankie Goes To Hollywood das ganze Vaterunser, ebenfalls komplett ironiefrei.

Die 80-er Jahre waren die hohe Zeit der Maxi-Singles, oft phantasielos ausgebaute Versionen der radiotauglichen Dreiminutendreissigsekundenlänge. Frankie Goes To Hollywood zeigten auch hier ihre Kreativität und Vielseitigkeit, indem sich ihre Maxi-Versionen oft komplett von den Singles unterschieden oder diese musikalisch und inhaltlich(!) erweiterten. In der Gestaltung der Plattenhüllen zeigte die Band philosophische Seiten, und so entstand nach dem anfänglichen Porno-Image ein Bild einer Band, welche die ekstatische Körperlichkeit des Menschen auch auf philosophischem und politischem, ja spirituellem Niveau verstanden haben wollte – und bei allem immer ein Augenzwinkern auf Lager hatte.
Mit dieser Kombination hatte die Band meine Faszination auf sicher. Leider konnten sie dieses Niveau nicht halten und zeigte sich bereits mit ihrem zweiten Album als „ganz normale“ Rockband – womit ihr schneller Sinkflug begann.

Und ja: Sommer 1985, Joggelihalle, das lauteste Konzert meines Lebens…


Log-Out am 23.12.

Chübelmane (Pfannestil Chammer Sexdeet)

Meine Schweizer Lieblingsband, mit einem Song von unbeschreiblicher Schönheit.

Pfannestil Chammer Sexdeet waren vom ersten Erleben an einer Hochzeit im Jura bis zu ihrer Auflösung 2014 der Soundtrack meines Lebens. Ihr offizielles Etikett ist „Musikkabarett“, weil viele Lieder und deren Inszenierung die Lachmuskeln beanspruchen. Doch für mich persönlich sind sie mit ihren Tiefenschichten der Songs und mit deren eckig-kantigen Charakteren wahre Rocker und die Schweizer Champions League der Musik schlechthin.
Hier teile ich Chübelmane, das die Poesie von Res Wepfer geradezu paradigmatisch auf den Punkt bringt. Punkt.


Log-Out am 22.12.

Late In The Evening (Paul Simon)

Flow. Musikalität. Liebe. Wo hört das eine auf und beginnt das Andere? Und muss man das wirklich wissen?

Diese Live-Version stammt von Paul Simons Tournee 1991, und das war das beste Konzert, das ich je gesehen hatte. Eine 25-köpfige „Best of World Music Big Band“ musizierte, jubilierte Paul Simons Songs – zum Teil waren die Hits kaum mehr wiederzuerkennen, und der Mastermind nahm sich immer wieder zurück, um die Mit-Musiker brillieren zu lassen.
Einer der letzten Songs im Set war Late in the Evening und wurde von der Band als Feuerwerk von Lebenskraft und Kreativität auf die Bühne geschmettert.
Der Song drückt für mich diesen sprühenden Flow aus, aus dem universale Liebe wächst – oder ist es solche Liebe auf den ersten Blick, die einen in einen solchen sprühenden Flow versetzt?

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Log-Out am 21.12.

Z Lied vo dr Freiheitsstatue (Sophie Hunger)

Diese Stimme, diese Sehnsucht, dieses Fragilität – und OMG!, dieser Clip dazu.

Ich liebe dieses Lied seit ich es das allererste mal gehört habe.
Und als ich dann vor einigen Tagen die Clips für den Kalender zusammengestellt habe, bin ich auf diese kongeniale Aufnahme gestossen.
Echt: mir blieb der Mund offen, die Augen füllten sich mit Tränen, und ich habe es fünfmal hintereinander angeschaut.
Diese Bilder sagen mehr als es tausend Worte es vermögen.


Log-Out am 20.12.

Ever Opened Door (Supertramp)

Quasi eine musikalische Antithese zu den bekannten Hits von Supertramp, ein „Album-Closer“, der den Kopf hebt und die Augen in die Weite öffnet.

Unter den zahllosen Supertramp-Hits waren die meisten von Roger Hogdson mit seiner hohen Stimme gesungen, von School über Breakfast in America bis zu Give A Little Bit. Rick Davies mit seiner erdigen Stimme ist dort immer der Counterpart, der Hodgsons hoher Stimme den Boden und die Wurzeln gab.
Mein Lieblings-Lovesong von Supertramp ist dann prompt einer von Rick Davies von der ersten Plattte, nachdem Hodgson die Band verlassen hatte. Das Schlussstück von Brother Were You Bound gefällt mir mit seiner Ruhe, seinen tiefen Piano-Akkorden, und mit der poetischen Architektur, bei der das letzte Wort der Zeile immer auch das erste der neuen Zeile ist und dort meist einen anderen Sinn hat.
Liebe? Hmmm, stimmt, nicht gerade ein offensichtliches Liebeslied, und doch hat es für mich einen Groove, den ich mit Liebe verbinde.


Log-Out am 19.12.

Wonderful Tonight (Eric Clapton)

Ein Song, der auf den Bühnen der Welt wie guter Wein zum Kult-Song reifte.

„Eric Clapton is God“ ist ein legendäres Graffiti im London der frühen 70-er Jahre. Doch am liebsten ist Eric Clapton der zusätzliche Gitarrist, der im Schatten seine ganze Wirkungskraft erzielt. Kein Zufall, dass das Gitarrenriff von While My Guitar Gently Weeps von ihm gespielt wurde.
Wonderful Tonight ist einer seiner grössten Hits, und mit den Jahren reifte der Song auf unzähligen Bühnen und auch mit einigen Partnern, die Eric Clapton immer wieder auf ihre Bühnen holten, um die eigenen Songs mit seinem erdigen Bluesgitarrenspiel zu veredeln.
So hat die vorliegende Live-Version im Vergleich zur Studioversion an gitarristischem Tiefgang deutlich gewonnen und versprüht Ausstrahlung und musikalische Kraft.


Log-Out am 18.12.

Fix You (Coldplay)

(Vater?-)liebe, die alles gibt für seine Geliebte (oder seine Kinder?).

Etwas über Coldplay sagen zu wollen, ist Wasser in den Rhein geschüttet… Fix you hat für mich die Richtige Mischung von Gefühl und Gitarre, um zu meiner Coldplay-Lieblingsballade aus der Sicht eines liebendes Vaters zu werden.
…Ich bin zwar nicht mal sicher, ob Chris Martin seine Zeilen seinen Kindern oder seiner Geliebten singt, doch seit Marc den Song für die Taufe seines Sohnes auf der Fähre ausgewählt hat, kann ich es nicht mehr anders hören.


Log-Out am 17.12.

Enough Is Enough (Chumbawamba)

Die Liebe zu den benachteiligten Menschen, in einen punkigen Widerstandssong gewendet. Chumbawamba gehören zu meinen grössten ideellen Inspirationsquellen.

Chumbawamba sind für mich die krachenden Zwillingsschwestern von The Beautiful South. Gleich in der gnadenlosen Sozialkritik, doch wo bei The Beautiful South die bösen Aussagen sich wie ein Wolf im wohlklingenden Popfell versteckt, punken Chumbawamba ihre Wut aus den voll aufgedrehten Verstärkern.
„Ich kann dich nicht verstehen, weil du mit vollem Mund voller Scheisse redest“ ist nur eines von unzähligen Beispielen, wie Chumbawamba ihren Zorn über die Upper Class und den menschenverachtenden Kapitalismus äussern. Oder diese Zeile: „If you were on fire, I woulnd’t piss on you.“ Dieser mehrfach gebrochene Sarkasmus ist typisch für die Engländer.
Enough is Enough bringt alles quasi auf den Punkt. Wo Gier, Rassissmus und nackter Egoismus Menschen tötet, kann (oder muss?) Liebe sich in unmissverständlichen Widerstand für die Benachteiligten wenden.


Log-Out am 16.12.

Halt Dich an Deiner Liebe fest (Wir sind Helden)

Wenn nichts mehr bleibt, bleibt nur noch meine Liebe. Wir sind Helden mit ihrer Coverversion der anarcho-Kultband Ton Steine Scherben.

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass ich der erste Schweizer Fan der Berliner Band war. Ich mag mich noch an den ersten Sonntagabend im Januar 2003 erinnern, SWF3-Hitparade von 19 bis 20 Uhr, mein wöchentlicher Radiotermin mit Frank Laufenberg. Die Reklamation als Neuvorschlag, das war wie Tocotronic auf Speed. Überdreht, sarkastisch, klug, wortmächtig – ein Hirn-Booster.

Fan von 0 auf 100 war ich so geworden, und von meinem Berliner Freund liess ich mir schicken, was es an Tonmaterial von denen schon gab, weil noch nicht mal eine CD hatten Judith Holofernes mit ihren Mannen draussen.
Als es dann soweit war, erlebte ich ihre Musik und ihre Texte als immer währenden Kampf, die innere Identität gegen gesellschaftliche Konventionen zu behaupten, mit traumhaft poetischen und sprachverliebten Texten und dementsprechend feinen Liebesliedern, die oft die fragilen Seiten des Lebens und der liebenden Gefühle ausdrücken.

Ein gutes Jahr später waren sie dann zum ersten mal mit ihrer ersten CD-Tour in der Schweiz, im legendären Bierhübeli in Bern, und wenn der Sound nicht gerade vom feinsten war, ich habe es genossen, die Helden zu sehen, wie sie ihre Lieder rockten.
Und dann erzählt Judith Holofernes als Einleitung, wie sie früher nie begriffen habe, wenn jemand gesagt hatte, es sei wichtiger zu lieben als geliebt zu werden. Doch als sie zum ersten mal den Ton Steine Scherben-Klassiker Halt Dich an Deiner Liebe fest selber mit der Band gesungen habe, habe sie es verstanden.
Mit nur ganz leichten Nuancen ist der Song auch für andere schwere Phasen und Situationen gültig, und so schwer es manchmal ist, so lebensrettend kann es sein, wenn man sich an seiner Liebe zu einem Menschen, zu einer Vision, zum Leben an sich festhält.

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Log-Out am 15.12.

The Ship Song (Camille O’Sullivan)

Ein Song wie ein Crème-Bad an einem dunklen, nassen Dezemberabend. Eintauchen und wirken lassen.

Camille O’Sullivans betörende Stimme lassen wir mit ihrem Ship Song einfach mal so ohne weitere Worte stehen.


Log-Out am 14.12.

Shine On You Crazy Diamond (Pink Floyd)

Ein Liebeslied an einen verloren gegangenen Freund – ein Kult-Song der Popgeschichte.

Wenn Shine On You Crazy Diamond auf unseren Teenie-Parties erklang, und das war bei jeder Party mindestens einmal der Fall, war Stress angesagt: Wer jetzt niemand seiner Lieblings-Mädchen ergatterte, musste endlose 13 Minuten leiden…
Erst später, als der Verstand so langsam wieder die Oberhand über die Hormone zurück gewann, beeindruckte mich auch die Geschichte hinter dem Song, die bandinterne Referenz an den ersten Sänger von Pink Floyd, und ich begann auf die Vielschichtigkeit dieser Pop-Synfonie zu sehen. Nur wenig später erhielt das Stück Eingang in Religionsunterricht, Morgengebet und Gottesdienst als meditativer Hintergrund zu spirituellen Impulsen oder Einzelarbeiten.
…und immer blieb es auch ein phänomenales Liebeslied in Klang und Wort.
Ein unvergessliches Highlight, als ich 1987 mit Peterli aus meiner Clique auf unserer Jubiläums-Reise nach New York auf dem Schwarzmarkt vor dem Madison Square Garden zwei Tickets ergatterten und Pink Floyd live erlebten. Opener: Shine On You Crazy Diamond. Nie wieder habe ich ein Konzert-Publikum so laut schreien gehört, und emotional war das durchaus adäquat.


Log-Out am 13.12.

Perfect Ten – The Beautiful South

„Time takes its toll, but not on the eyes, promise me this, take me tonight“ – Wenige Bands haben mich über Jahre hinweg mehr inspiriert.

The Beautiful South (aus den Housemartins hervorgegangen) gehören musikalisch zu den drei grössten Inspirationsquellen meines Erwachsenenlebens (die anderen beiden folgen später noch). Wie sie bitterböseste Sozialkritik (und durchaus mal explicit talk) in sanfte Melodien und himmlische Stimmen verkleiden, das ist grosses Kino. Beispiele gibt’s reihenweise, zum Beispiel „Woman in the Wall“ oder „I Think the Answers’s Yes“.

The Perfect Ten ist einer ihrer grössten Hits, und auch der spielt wunderbar mit gesellschaftlichen Konventionen. Diesmal kehren sie den Schlankheitswahn einfach um und singen eine schmetternde Ode an die Leibesfülle und deren erotische Kraft. Gross, in jedem Sinn!

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Log-Out am 12.12.

Vun mir uss Kitsch (BAP)

Wenn man liebt, ist einem Kitsch so was von egal… kleine Perle der Säulenheiligen meiner Teenie-Zeit. „Dat et sujet wirklich jitt…“

Die Kölner Mundartrocker BAP hatten ihre Hochzeit in den 80-er Jahren. Also die Zeit, in der auch meine Jugendhormone Purzelbäume schlugen. Mein Freund Jonas hatte mich mit BAP „für usszeschnigge“ angefixt, und bald war ich wohl nicht nur der Schweizer Jugendliche, der am besten Kölschen Dialekt verstand, sondern hatte auch die vorherigen Alben nachgekauft und konnte jedes Wort und jeden Ton und jeden Riff mitsingen, mitsummen und nur leider nicht auf der Gitarre nachspielen….

Politisch engagiert, emotional harmoniesüchtig, musikalisch dem amerikanischen Rock und Bob Dylans Poesie verpflichtet – das war meine Wellenlänge. Und natürlich die latente Vaterthematik, wie ich aus der Distanz von 35 Jahren sagen kann.

Item, BAP bzw Sänger Wolfgang Niedecken war das Role Model meiner Pubertät, und ich verpasste keine Konzerttour in der Region Basel. Ganz Springsteen-mässig liessen sich BAP live je nach Stimmung zu überlangen Konzerten hinreissen, ganze 12 Zugaben im alten Gundeli-Casino hab ich mal erlebt. Die Haltung dahinter hat sich mir eingebrennt und auch meinen Berufsethos mitgeprägt.

Der ausgewählte Schmachtfetzen braucht keine weitere Erklärung. ….eeeh gut, falls mensch ihn versteht 😉

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Log-Out am 11.12.

Trybguet (Patent Ochsner)

Ein Strom von Büne Hubers typischen barocken Sprachbildern – ja, Treibgut von sprachlichen Versatzstücken. Wenn mensch mit Haut und Haar von der Liebe gepackt wird, fügen sich plötzlich viele solcher Einzelteile zu einem Ganzen.

“Die isch ja filmryf, die Szene, inere Fryttignacht” – das ist, was die Hirnsynapsen ausgeben, wenn “Patent Ochsner” und “Liebeslied” in ein Schweizer Hirn eingegeben wird. Unvermeidlich. Ein schweizer Kult-Song, klar. Scharlachrot hat auch mein Herz getroffen, live und von CD. Doch in diese Serie möchte ich ein anderes, weniger kultiges Lied stellen. Weil das sprachliche Treibgut, das Büne Huber hier aneinanderreiht wie eine Kette, in seiner ganzen Abgeschmacktheit plötzlich neu zu glänzen beginnt. Wer kennt nicht das viel zu schnelle “Tic Tac”, wer wünscht sich nicht, dass einem einmal gesagt wird, “ich lieb di ei Tag länger als für immer”, und wem geht das Herz nicht auf, wenn jemand einem schreibt “Du bisch dä Hafe, wo-n-i scho ha vermisst, wo-n-i no nüt vo Dir ha gwüsst”? – Anyone? Eben.

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Ja, ja, ist ja gut. Muss ja.

 


Log-Out am 10.12.

L’Encre de tes Yeux (Francis Cabrel)

“Alles, was ich geschrieben habe, habe ich mit Tinte aus deinen Augen geschöpft”. Wunderbare Bilder, wie sie nur die Liebe schenken kann, auch wenn es hier unerfüllte Liebe ist.

In meinen beiden Paris-Jahren lernte ich Francis Cabrel kennen und lieben. Sein feines Liebeslied über eine Liebe, die einen trotz ihrer Unmöglichkeit oder vielleicht gerade deswegen inspiriert und einen tief ins Herz trifft – manchmal hilft genau nur ein Lied wie dieses, um den Schmerz wie Kompost tief im Herzen verrotten und zu fruchtbarer Erde verwandeln zu lassen.
Das Lied hat mich so tief berührt, dass ich es für mich auf Dialekt übertragen habe und mit der Gitarre gesungen, wenn niemand in der Nähe war 🙂


Log-Out am 9.12.

It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine; R.E.M.)

Die Liebe zum Neuanfang – Lustvoll Dinge beenden.

Ein Liebeslied von R.E.M.? Klar, das muss Everybody Hurts sein. OK, vielleicht noch Find The River, Nightswimming oder von mir aus Losing My Religion – aber sicher nicht dieser apokalyptische Kracher, oder?

Bei meiner All-Time-Lieblings-Rockband ist „Liebe“ wieder anders definiert. Die Liebe zum Leben, die Liebe zur Veränderung, die Liebe zum Neuen, und die Liebe zum brachialen Neuanfang. In einer ekstatischen Live-Version in Montreux, bei welchem Sänger Michael Stipe wie üblich das Mik ins Publikum wirft und die Leute …ähm…ok…“singen“ lässt. Enjoy!

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Everybody Hurts in einer ebenfalls epigonalen Live-Version mit E-Geige.


Log-Out am 8.12.

Honesty (Billy Joel)

Ganz einfach und doch so schwierig? Trifft ganz sicher auf Billy Joels wunderschönen Song zu.

Ein einfacher Song vom „Piano Man“, ohne viel Pathos, der gerade mit seiner Einfachheit überzeugt. Es gibt Live-Versionen, da kommt die Kraft in Joels Stimme und Klavierspiel zu tragen, das gefällt mir auch. Und heute in der ursprünglichen Studio-Version, da ist die Alltäglichkeit dieser Verbundenheit im Vordergrund. I like.


Log-Out am 7. Dezember:

Heart Of The Matter (Eagles)

„Worum es wirklich geht“ in der Liebe, damit sie eine ewige Kraft erhält? Die Eagles versuchen eine Antwort, mit ihren himmlischen Stimmen und höllischen Erfahrungen.

Die Eagles aus Kalifornien gehören zu meinen musikalischen Säulenheiligen. Stundenlang kann ich ihrem Gesang zuhören, der mich regelmässig in andere Sphären hebt. Ausgewählt habe ich hier eine eher unbekannte Perle, eigentlich nur von Schlagzeuger und Sänger Don Henley komponiert und veröffentlicht (ja! Hotel California wird vom Schlagzeuger gesungen!) und erst auf der Hell Freezes Over-Tour von den Eagles gemeinsam aufgeführt.

…Die Kalifornier hatten sich im Streit getrennt und deklamierten, sie würden erst wieder zusammen auf der Bühne stehen, wenn die Hölle zufriert – et voilà!

Don Henley pflegte den Song jeweils folgendermassen anzukünden: „Here comes our next Song. It took me 30 years to write and 3 minutes to sing.“ Damit ist alles gesagt.

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Log-Out am 6. Dezember 2017:

Stets I Truure (Familie Trüeb)

Familie Trüebs Version des Schweizer Volksliedklassikers erhält gerade mit seiner traditionellen Instrumentierung eine zeit- und raumübergreifende Kraft und zeichnet die zeitlosen Bilder der Liebe mit den Farben einer modernen Schweizer Volksmusik.

Die Ehre, das mittelalterliche Lied Stets I Truure in die Gegenwart gebeamt zu haben, gebührt Polo Hofer, dem Godfather des Dialekt-Rock.

Doch meine Lieblingsversion stammt von Familie Trüeb. Das Aargauer Quartett hat um die Jahrtausendwende eine ganze Serie von Schweizer Volksliedern mit zeitgemässem Esprit angereichert und die alten Lieder ebenso humor- wie liebevoll für eine neue Form der Heimatliebe fruchtbar gemacht, welche Heimat mit Herz und Hirn erleben wollen. Leider haben sich Familie Trüeb bereits nach zwei Alben wieder getrennt.

Die einfache, transparente Instrumentierung, die klare Stimmführung sowie das variantenreiche Einbauen gleich mehrerer moderner populärer Musikgenres, so packt mich diese Version des Klassikers wie keine zweite.

Ach ja, der Liedtext: wer braucht eine Erläuterung zu diesen zeitlosen Bildern, die jeder Mensch versteht, so jung und urban er oder sie auch heute sein möge?
Die Liebe, sie strebt immer das Ewige und das Unmögliche an, überschreitet jedes Raum- und Zeitgefühl und macht möglich, was gar nicht möglich scheint.

 


Log-Out am 5. Dezember:

Telegraph Road (Dire Straits)

Die Liebe zum Leben und zum Geschichtenerzählen, mit dem Plektrum erzählt.

Auf den ersten Blick ist Telegraph Road kein Liebeslied. Mark Knopfler erzählt mit seinen Dire Straits die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang eines Fleckens Erde, der zur Industriestadt wird und dann verödet. Wie er das tut, sprengt den üblichen Rahmen des Pop, einzigartig und mit seinem unnachahmlichen Gitarrensound.
Für mich steht der Song für die Liebe zum epischen musikalischen Geschichtenerzählen. Dire Straits nehmen die ZuhörerInnen an der Hand und geleiten sie verführerisch über den gewohnten Rahmen ihrer Hörgewohnheiten hinaus. Das ist meisterhaft. Und so ausgeklügelt und kunstvoll ihr Studio-Sound ist – mit der zusätzlichen Portion an Bühnenhormonen ist er noch besser. Deshalb verlinke ich hier die Version von der Alchemy-Tour – meines Erachtens eine der besten live-Alben der Pop-Geschichte.

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Log-Out am 4. Dezember:

Love Is Like A Violin (Barclay James Harvest)

Von meinem ersten Pop-Album die Perle zwischen den beiden Bombast-Brechern.


Barclay James Harvest waren nach den Beatles meine erste „Fan-Band“ als junger Teenager, und ich weiss noch um mein Problem, dass in meiner alphabetisch geordneten Plattensammlung nun die Beatles nicht mehr als erste ganz links im Regal standen… Bei meinem Firmgötti in den Ferien hörte ich zum ersten mal die Platte Gone To Earth mit dem überreligiösen Hymn, und diese Platte habe ich dann sooft gehört, bis das Kratzen der Nadel sämtliche Töne übertönte – was egal war, ich hatte eh jeden Ton in mir. Love Is Like A Violin war langfristig mein grösserer Love-Song-Liebling dieser Platte als Poor Mans Moody Blues, das damals auf jeder unserer Teenie-Parties für gebrochene und wiedergeheilte Herzen sorgte.

BJH stehen im Übrigen auch für mein erstes Rockkonzert (open air auf der Schützenwiese in Winterthur), und Leute, die mich gut kennen, hätten vielleicht als BJH-Song hier Live Is For Living erwartet, weil das seit vielen Jahren mein Natel-Klingelton ist. Darum sei dieser Song unten auch verlinkt.

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(Mit herrlich-kitschiger slide-show)

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Log-Out am 3. Dezember:

Sibe zu Sibe (Züri West)

Worte, die das Eigentliche tarnen.

Ich habe Züri West erst relativ spät für mich entdeckt, mit “Arturo Bandini”, um genau zu sein.
Ihr Balladen-Klassiker Sibe zu Sibe bringt für mich Kuno Laueners spröde und wunderbare Poetik sehr schön auf den Punkt. Auch in vielen anderen Songs beschreibt er meisterhaft, wie Menschen über etwas reden und etwas anderes meinen, das Eigentliche hinter wohlklingenden Worten verstecken und immer wieder im Konjunktiv bleiben – dort, wo alles möglich ist, ohne dass man seine Komfortzone verlassen und wirklich etwas tun muss.

Im Fall von Sibe zu Sibe ist es die schönste Variante dieser Möglichkeitsform, nämlich die magische Schwebe einer beginnenden Liebe. Wie Raubkatzen schleichen die Codes und Andeutungen und Metaphern um den heissen Brei herum, um das Mysterium noch so lange wie möglich zu wahren und gleichzeitig zu signalisieren, dass „eigentlich“(!) schon alles entschieden und nur noch eine Frage der Zeit ist.
Ein Meisterwerk.

Mehr Log-Out von Züri West:

Liebe kann man wie das Glück nie selber machen. Sondern letztlich nur sich finden lassen. Für Züri West ein unerwartet humorvolles Video im übrigen…


Log-Out am 2. Dezember:

The Story (Brandi Carlile)

Liebe, die das Herz zerreisst: Glück, dass es weh tut.


Brandi Carliles Stimme bohrt sich von meinen Ohren direkt in mein Herz – jedesmal, unvermeidlich. Eigentlich kann ich mich nur dagegen wehren, indem ich die Lautstärke bis zur Schmerzgrenze aufdrehe und mich diesem süssen Schmerz hingebe, bis mich ihre Musik ausfüllt bis in die letzten Zellen meines Körpers und dann wieder aus ihm herausbrechen will.

Das passt auch zum Text des Songs, wie ich erst viel später realisierte: Liebe ist, wenn ich meine Geschichte mit all ihren dunkelsten und schmerzhaftesten Episoden erzählen darf. „And all of these lines across my face tell you the story of who I am.“


Log-Out am 1. Dezember:

I Can’t Help Falling in Love (Stephan Eicher)

Wer liebt, hat keine Angst, peinlich zu sein.

Klar, der Schweizer Musik-Zampanoo Stephan Eicher hätte auch eine Menge eigene Lieder, die hier hin passen würden: I wäiss nid was es isch, Déjeuner en Paix, Les Filles du Limmatquai, Pas d’Ami comme Toi…

Live im besten Wortsinn

Es ist schon mal kein Zufall, dass hier eine Live-Version von Stephan Eicher steht. Eicher ist auf der Bühne unberechenbar und unvorhersehbar, „live“ im besten Wortsinn. Ich erinnere mich gerne an das Konzert im Reinacher Palais Noir, solo und umgeben von Türmen von Computern. Ebenso an den Auftritt im Pariser Bataclan, an dem er einen Zuschauer mit einer Schnuuregyyge auf die Bühne holte, um ihn das Solo zu „Combien de Temps“ spielen zu lassen (und die Band ihn deshalb in einer anderen Tonart spielen musste). Übrigens mein einziges Konzert mit einer Frau am Schlagzeug – wieso gibt es eigentlich nur wenige Schlagzeugerinnen?
Ein Jahr danach im Pariser Olympia gab es keine fixe Setlist: am Schluss jedes Songs ging er von Mitmusiker zu Mitmusiker, um das nächste Lied anzukünden; wie die PariserInnen Hemmige Wort für Wort mitsangen, war auch eine Art unvergessliche Liebeserklärung – vor allem wie sie die Schlusszeile betonten „will si Hemmige HEY!“.
Später ein so genanntes „unplugged“ Konzert im Basler Casino – das punkigste Eicherkonzert von allen, an dem er seine eigenen Songs zusammenschlug und neu rekonstruierte. Wie auch immer: Jedes Eicher-Konzert war ein Erlebnis.

Viele Versionen

Anderseits kenne und mag ich auch das Original von Elvis und die irische Version davon (siehe unten; aus dem wunderschönen Film The Snapper), um mal nur zwei zu nennen.
Eichers Version gefällt mir dabei am besten. Weil der Schweizer in seiner Interpretation das Zarte, das Schmachtende und das „es ist mir wurstegal wenn das jetzt total kitschig ist“-mässige ohne Angst vor Peinlichkeit in das Lied hineinlegt und gerade dadurch eine vielschichtige Kraft gewinnt, die mich jedesmal mitnimmt und wegbläst.

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Log-Out im Advent 2017 – mein persönlicher Adventskalender

Jeden Tag ein paar Minuten aus dem Alltag ausloggen und in ein Liebeslied eintauchen – was soll denn das? Ich weiss es auch nicht, aber es macht Spass.

Ursprünglich wollte ich mal eine Serie meiner Lieblingsliebeslieder auf CD brennen… und über ein paar Hirnwindungsumwege wurde ein Adventskalender draus.
Liebeslieder? Holy Kitsch? Ja. Konstantin Wecker sang mal „Jeder braucht sein‘ Kitsch jawoll!“ – Und wenn es nur drei Minuten am Tag sind.
Als ich die Lieder zusammenzustellen begann, wurde mir bewusst, dass ich „Liebeslieder“ relativ weit fassen muss. Klar, einige meiner Herzenslieder sind Schmachtfetzen, aber andere schauen „Liebe“ auch von einer anderen Seite an. Und da die Liebe immer unbändig ist, lassen sich die Lieder nicht durchs Band in das Dreiminutendreissigsekundenkorsett des Durchschnittsradios pressen.
Also kann ein Log-Out durchaus auch mal ein bisschen länger dauern…

All You Need Is Love

Der Beginn dafür mit einem Klassiker, der nur oberflächlich die musikalische Oberflächlichkeit zu bedienen scheint:
Wer mal den Takt von All You Need Is Love mitzuzählen versucht, merkt schnell: Was locker und einfach scheint, ist die grosse Kompositionskunst von Lennon/McCartney und ist mitverantwortlich dafür, dass der Song auch ein halbes Jahrhundert später noch jeder kennt.
Wunderbar auch die vielen augenzwinkernden musikalischen Referenzen an politische und kulturelle Ereignisse der Weltgeschichte, inklusive eigener Lieder aus der Frühzeit ihrer Karriere.

Denn so ist die Liebe: Nur oberflächlich gesehen locker und leicht – und höchst komplex und immer in Geschichte und Geschichten eingebunden.
…und überhaupt: wer könnte so eine Serie würdiger einleiten als die Beatles?

Mehr Log-Out:

While My Guitar Gently Weeps. Ja, es ist der unsichtbare Beatle der Endphase, der die Seiten zum weinen bringt: Eric Clapton.

 

Log-Out am 4. Dezember 2017: Love Is Like A Violin (Barclay James Harvest)

Von meinem ersten Pop-Album die Perle zwischen den beiden Bombast-Brechern.


Barclay James Harvest waren nach den Beatles meine erste „Fan-Band“ als junger Teenager, und ich weiss noch um mein Problem, dass in meiner alphabetisch geordneten Plattensammlung nun die Beatles nicht mehr als erste ganz links im Regal standen… Bei meinem Firmgötti in den Ferien hörte ich zum ersten mal die Platte Gone To Earth mit dem überreligiösen Hymn, und diese Platte habe ich dann sooft gehört, bis das Kratzen der Nadel sämtliche Töne übertönte – was egal war, ich hatte eh jeden Ton in mir. Love Is Like A Violin war langfristig mein grösserer Love-Song-Liebling dieser Platte als Poor Mans Moody Blues, das damals auf jeder unserer Teenie-Parties für gebrochene und wiedergeheilte Herzen sorgte.

BJH stehen im Übrigen auch für mein erstes Rockkonzert (open air auf der Schützenwiese in Winterthur), und Leute, die mich gut kennen, hätten vielleicht als BJH-Song hier Live Is For Living erwartet, weil das seit vielen Jahren mein Natel-Klingelton ist. Darum sei dieser Song unten auch verlinkt.

Mehr Log-Out:
(Mit herrlich-kitschiger slide-show)

Noch mehr Lot-Out:

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Log-Out am 3. Dezember:

Sibe zu Sibe (Züri West)

Worte, die das Eigentliche tarnen.

Ich habe Züri West erst relativ spät für mich entdeckt, mit “Arturo Bandini”, um genau zu sein.
Ihr Balladen-Klassiker Sibe zu Sibe bringt für mich Kuno Laueners spröde und wunderbare Poetik sehr schön auf den Punkt. Auch in vielen anderen Songs beschreibt er meisterhaft, wie Menschen über etwas reden und etwas anderes meinen, das Eigentliche hinter wohlklingenden Worten verstecken und immer wieder im Konjunktiv bleiben – dort, wo alles möglich ist, ohne dass man seine Komfortzone verlassen und wirklich etwas tun muss.

Im Fall von Sibe zu Sibe ist es die schönste Variante dieser Möglichkeitsform, nämlich die magische Schwebe einer beginnenden Liebe. Wie Raubkatzen schleichen die Codes und Andeutungen und Metaphern um den heissen Brei herum, um das Mysterium noch so lange wie möglich zu wahren und gleichzeitig zu signalisieren, dass „eigentlich“(!) schon alles entschieden und nur noch eine Frage der Zeit ist.
Ein Meisterwerk.

Mehr Log-Out von Züri West:

Liebe kann man wie das Glück nie selber machen. Sondern letztlich nur sich finden lassen. Für Züri West ein unerwartet humorvolles Video im übrigen…


Log-Out am 2. Dezember:

The Story (Brandi Carlile)

Liebe, die das Herz zerreisst: Glück, dass es weh tut.


Brandi Carliles Stimme bohrt sich von meinen Ohren direkt in mein Herz – jedesmal, unvermeidlich. Eigentlich kann ich mich nur dagegen wehren, indem ich die Lautstärke bis zur Schmerzgrenze aufdrehe und mich diesem süssen Schmerz hingebe, bis mich ihre Musik ausfüllt bis in die letzten Zellen meines Körpers und dann wieder aus ihm herausbrechen will.

Das passt auch zum Text des Songs, wie ich erst viel später realisierte: Liebe ist, wenn ich meine Geschichte mit all ihren dunkelsten und schmerzhaftesten Episoden erzählen darf. „And all of these lines across my face tell you the story of who I am.“


Log-Out am 1. Dezember:

I Can’t Help Falling in Love (Stephan Eicher)

Wer liebt, hat keine Angst, peinlich zu sein.

Klar, der Schweizer Musik-Zampanoo Stephan Eicher hätte auch eine Menge eigene Lieder, die hier hin passen würden: I wäiss nid was es isch, Déjeuner en Paix, Les Filles du Limmatquai, Pas d’Ami comme Toi…

Live im besten Wortsinn

Es ist schon mal kein Zufall, dass hier eine Live-Version von Stephan Eicher steht. Eicher ist auf der Bühne unberechenbar und unvorhersehbar, „live“ im besten Wortsinn. Ich erinnere mich gerne an das Konzert im Reinacher Palais Noir, solo und umgeben von Türmen von Computern. Ebenso an den Auftritt im Pariser Bataclan, an dem er einen Zuschauer mit einer Schnuuregyyge auf die Bühne holte, um ihn das Solo zu „Combien de Temps“ spielen zu lassen (und die Band ihn deshalb in einer anderen Tonart spielen musste). Übrigens mein einziges Konzert mit einer Frau am Schlagzeug – wieso gibt es eigentlich nur wenige Schlagzeugerinnen?
Ein Jahr danach im Pariser Olympia gab es keine fixe Setlist: am Schluss jedes Songs ging er von Mitmusiker zu Mitmusiker, um das nächste Lied anzukünden; wie die PariserInnen Hemmige Wort für Wort mitsangen, war auch eine Art unvergessliche Liebeserklärung – vor allem wie sie die Schlusszeile betonten „will si Hemmige HEY!“.
Später ein so genanntes „unplugged“ Konzert im Basler Casino – das punkigste Eicherkonzert von allen, an dem er seine eigenen Songs zusammenschlug und neu rekonstruierte. Wie auch immer: Jedes Eicher-Konzert war ein Erlebnis.

Viele Versionen

Anderseits kenne und mag ich auch das Original von Elvis und die irische Version davon (siehe unten; aus dem wunderschönen Film The Snapper), um mal nur zwei zu nennen.
Eichers Version gefällt mir dabei am besten. Weil der Schweizer in seiner Interpretation das Zarte, das Schmachtende und das „es ist mir wurstegal wenn das jetzt total kitschig ist“-mässige ohne Angst vor Peinlichkeit in das Lied hineinlegt und gerade dadurch eine vielschichtige Kraft gewinnt, die mich jedesmal mitnimmt und wegbläst.

Mehr Log-Out:

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Log-Out im Advent 2017 – mein persönlicher Adventskalender

Jeden Tag ein paar Minuten aus dem Alltag ausloggen und in ein Liebeslied eintauchen – was soll denn das? Ich weiss es auch nicht, aber es macht Spass.

Ursprünglich wollte ich mal eine Serie meiner Lieblingsliebeslieder auf CD brennen… und über ein paar Hirnwindungsumwege wurde ein Adventskalender draus.
Liebeslieder? Holy Kitsch? Ja. Konstantin Wecker sang mal „Jeder braucht sein‘ Kitsch jawoll!“ – Und wenn es nur drei Minuten am Tag sind.
Als ich die Lieder zusammenzustellen begann, wurde mir bewusst, dass ich „Liebeslieder“ relativ weit fassen muss. Klar, einige meiner Herzenslieder sind Schmachtfetzen, aber andere schauen „Liebe“ auch von einer anderen Seite an. Und da die Liebe immer unbändig ist, lassen sich die Lieder nicht durchs Band in das Dreiminutendreissigsekundenkorsett des Durchschnittsradios pressen.
Also kann ein Log-Out durchaus auch mal ein bisschen länger dauern…

All You Need Is Love

Der Beginn dafür mit einem Klassiker, der nur oberflächlich die musikalische Oberflächlichkeit zu bedienen scheint:
Wer mal den Takt von All You Need Is Love mitzuzählen versucht, merkt schnell: Was locker und einfach scheint, ist die grosse Kompositionskunst von Lennon/McCartney und ist mitverantwortlich dafür, dass der Song auch ein halbes Jahrhundert später noch jeder kennt.
Wunderbar auch die vielen augenzwinkernden musikalischen Referenzen an politische und kulturelle Ereignisse der Weltgeschichte, inklusive eigener Lieder aus der Frühzeit ihrer Karriere.

Denn so ist die Liebe: Nur oberflächlich gesehen locker und leicht – und höchst komplex und immer in Geschichte und Geschichten eingebunden.
…und überhaupt: wer könnte so eine Serie würdiger einleiten als die Beatles?

Mehr Log-Out:

While My Guitar Gently Weeps. Ja, es ist der unsichtbare Beatle der Endphase, der die Seiten zum weinen bringt: Eric Clapton.