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Gewalt? Oder echter Männersport?

Dasselbe ist nicht dasselbe – was im heutigen Fussballsport zur nationalen Krise emporgeschrieben wird, wird im Eishockey als männliche Stärke zelebriert. Ein Blick über den Tellerrand.

Ein Faustschlag des Stürmers an seinen Gegenspieler. Eine Prügelei auf dem Spielfeld vor laufender Kamera wird weder verurteilt, noch gibt es Sanktionen für die Vereine, noch folgt ein Medien-Aufschrei.

So sieht das aus:

Man stelle sich die selben Szenen im Fussball vor. Und wie danach die Medien die Fussballvereine verprügeln würden. Hier jedoch: “Man merkt, es geht um etwas.” Aha.

Hier “Hooligans”, da “echte Kerle”

Im Eishockey zählen Schlägereien zur Unterhaltung dieses “Männersports”. Dahinter steckt wohl auch etwas anderes: Eishockey ist eine mediale Randsportart. Darum kann dort Gewalt mit weniger und vor allem mit positiven Emotionen gewertet werden. Was im Fussball Hooligans sind, sind im Eishockey “echte Kerle”.

In den letzten Jahren gab es in der Schweiz mehrere Vorfälle auf dem Eis, die lebenslange Behinderungen von Spielern zur Folge hatten. Konsequenzen auf der Ebene “Gewalt”? Ein einziger solcher Fall kostet die Gesellschaft (bzw die Krankenkasse) einen siebenstelligen Betrag. Jammert jemand, wie hohe Sozialkosten dieser Sport produziert?

Hier “Eisreinigung”, da “Spielsperre”

Regelmässig müssen die Eisfelder im Eishockey gereinigt werden, weil Zuschauer alle möglichen Gegenstände werfen. Gibts einen Aufstand? Nein. Was im Fussball zu Medien-Forderungen aus Zürich führt, man müsse dem FC Basel den Meistertitel aberkennen, ist im Eishockey Alltag. Pause – Eisreinigung – weiter gehts. Niemanden interessierts.

Übrigens: beim Champions-League-Viertelfinal Manchester United – Bayern München (April 2014) wird der Torwart Manuel Neuer in den Schlussminuten mit Gegenständen beworfen, so dass er den Abstoss nicht ausführen kann. Was tut der Schiedsrichter? Er pfeift einfach das Spiel früher ab. Kein Aufschrei, keine wüsten Forderungen an die Clubleitung, kein Geisterspiel natürlich. Interessant, wie dieselben Vorgänge von den Medien anders bewertet werden.

“Früher war alles besser?”

Letzter Blick über den Tellerrand. Immer wieder behaupten die Medien, Gewalt nehme zu. Wie so of verwechseln sie die Anzahl der Berichte mit der Anzahl der Vorfälle. Um ihre Phantasie zu bestätigen, werden Zahlen schon mal kurzerhand frisiert oder bewusst manipuliert.

Das Fussball-Magazin “Zwoelf” hat Medienkommentare zu Zuschauer-Randalen aus den 70-er-Jahren zusammengestellt. Dazu passt dieses Bild vom Cupfinal 1974. Was geschah nach dieser Szene der Verwüstung? Nichts. Drei Zeilen in der Zeitung. Interessant.

Cupfinal 1974, Sion - Lausanne
Cupfinal 1974, Sion – Xamax

Pyros: Früher alles besser???

“Die in unserem Land selten gewordene Stimmungskulisse…Ein Fussballfest” – schwärmt der Schweizer TV-Kommentator in den 90-er-Jahren. Wie muss man sich das vorstellen? Wir haben die Bilder dazu gefunden.

So sah das aus:

Verändert hat sich nicht die Lust, in Stadien mit Feuerwerk eine tolle Stimmung zu entfachen. Verändert hat sich die Wahrnehmung der Medien und der Öffentlichkeit.

Und verloren scheint die Fähigkeit, zwischen Pyro und Gewalt zu trennen. Ein Brotmesser hat mit Gewalt ebenso viel zu tun wie eine Pyro-Fackel.

Feuerwerk damals und heute

Wildes Abbrennen von Feuerwerk wie in den 90-er-Jahren existiert nicht mehr. Heute werden in den Fankurven Pyro-Fackeln nur noch nach Ansage und choreographiert benützt.

Ebenso werden nicht mehr Raketen oder ähnliches abegefeuert. Dadurch wurde die Verletzungsgefahr durch Pyro-Fackeln massiv reduziert. Und: ein Fan, der unabgesprochen eine Pyro-Fackel zündet, muss mit Repressionen aus den eigenen Reihen rechnen.

Es gibt leider unrühmliche Ausnahmen, wo Pyrofackeln auf Andere geworfen wurden. In den letzten zehn Jahren geschah das ganze zweimal in der Schweiz und ist ein Vergehen, das von den Ultras ebenso verurteilt wird wie in der Öffentlichkeit.
So wie die Öffentlichkeit es verurteilt, wenn Menschen ein Brotmesser als Waffe angegriffen werden.