Pyros: Früher alles besser???
“Die in unserem Land selten gewordene Stimmungskulisse…Ein Fussballfest” – schwärmt der Schweizer TV-Kommentator in den 90-er-Jahren. Wie muss man sich das vorstellen? Wir haben die Bilder dazu gefunden.
So sah das aus:
Verändert hat sich nicht die Lust, in Stadien mit Feuerwerk eine tolle Stimmung zu entfachen. Verändert hat sich die Wahrnehmung der Medien und der Öffentlichkeit.
Und verloren scheint die Fähigkeit, zwischen Pyro und Gewalt zu trennen. Ein Brotmesser hat mit Gewalt ebenso viel zu tun wie eine Pyro-Fackel.
Feuerwerk damals und heute
Wildes Abbrennen von Feuerwerk wie in den 90-er-Jahren existiert nicht mehr. Heute werden in den Fankurven Pyro-Fackeln nur noch nach Ansage und choreographiert benützt.
Ebenso werden nicht mehr Raketen oder ähnliches abegefeuert. Dadurch wurde die Verletzungsgefahr durch Pyro-Fackeln massiv reduziert. Und: ein Fan, der unabgesprochen eine Pyro-Fackel zündet, muss mit Repressionen aus den eigenen Reihen rechnen.
Es gibt leider unrühmliche Ausnahmen, wo Pyrofackeln auf Andere geworfen wurden. In den letzten zehn Jahren geschah das ganze zweimal in der Schweiz und ist ein Vergehen, das von den Ultras ebenso verurteilt wird wie in der Öffentlichkeit.
So wie die Öffentlichkeit es verurteilt, wenn Menschen ein Brotmesser als Waffe angegriffen werden.
SBB-Statistik: Bestnote für die FCB-Politik
Die SBB veröffentlicht die “Fanzug”-Schadensliste vom ersten Quartal 2014. Sie ist ein schlagender Beweis für den Erfolg des “Basler Weges”: die grösste Fangruppe der Schweiz verursacht die geringsten Schäden. Das Erfolgsrezept heisst: Miteinander reden, die Fanarbeit fördern, Begegnung auf Augenhöhe.
Die Schadensliste der SBB (siehe unten) ist zwar ein wenig schwammig, was die einzelnen Vergehen betrifft, und obwohl die SBB bereits schon einräumen musste, dass sie den Betrag der jährlichen Schäden grosszügig verzehnfacht hat, damit es besser (also schlimmer) tönt, nimmt die Presse die kolportierte Zahl von 3 Millionen Franken Schaden pro Jahr natürlich dankbar wieder auf. Aber lassen wir das sein.
Denn schaut man die Liste genauer an, fällt vor allem etwas auf:
Die FCB-Fans: die meisten und die harmlosesten
– Sie sind mit Abstand die zahlreichsten Auswärtsfahrer der Schweiz (dh, wenn man Beschädigungen durch Anzahl Reisende rechnet, sinkt die Schadenssumme pro FCB-Fan im Vergleich noch einmal deutlich).
– Der FC Basel hat die mit Abstand dialog-orientierteste Politik der Schweiz.
– …und im St.Jakob gelten schweizweit sehr moderate Stadionpreise; der FC Basel vertritt also die Politik, dass Spitzenfussball die gesellschaftlichen Milieus und Schichten verbindet (statt sie trennt, indem sich via hohe Preise nur noch die obere Gesellschaftsschicht Fussballspiele leisten kann).
TROTZDEM…
– …sind die FCB-Auswärtsfans nur einmal an SBB-Schäden beteiligt (und mit Graffiti und Knallpetarden im unteren Gefährlichkeits- und Schadensbereich).
– …wird immer wieder auf die Fans des FC Basel eingeprügelt.
Hardliner-Politik führt zu Fan-Gewalt
Und sehr interessant: die Vereine aus Hardliner-Politikerstädten sind an vier (SG) bzw neun (4xGC,5xZ) Auswärtsfahrten mit Schadensfolgen genannt. Und eben: vergleicht man die Anzahl der Reisenden, siehts für die Basler Fans nochmals besser aus.
Unter dem Strich: die SBB bleiben bei ihren oberflächlichen, pauschalisierenden Verurteilungen.
Und die “Journalisten” reproduzieren das alles brav, ohne genauer hinzuschauen.
Schlecht gearbeitet, meine Damen und Herren!
Das Prinzip ist immer dasselbe: Wo ein Priester mit Römerkragen auftaucht, da ist ein Kindesmissbrauch nicht weit – und wo ein Mensch statt einen Armani-Anzug einen Fanschal trägt, hat er sicher bereits einen Pflasterstein wurfbereit in der Hand.
Meisterpokal für den “Basler Weg”
Dabei ist die SBB-Liste ein klarer Erfolgsausweis für die Fanarbeit des FC Basel. Die grösste Fangruppe produziert den geringsten Schaden – gehts noch deutlicher?
Ja – Die Politik des FC Basel ist diejenige, die Erfolg bringt:
- Dialog statt Repression.
- Investition in Fanarbeit statt in Sicherheitspersonal.
- Integration der Fan-Gruppierungen statt Ausgrenzung via “Hooliganisierung” der Ultra-Bewegung.
- Moderate Stadionpreise als klares Bekenntnis zum Spitzen-Fussball, der die Gesellschaftsschichten verbindet.
Die Basler Vertreter der Fan-Politik, vom Fanarbeiter und der Fanarbeiterin (die notabene eine Zürcherin ist – darf ja auch mal gesagt sein) über die Fanclub-Vertreter und die FCB-Vereinsführung bis zu den engagierten PolitikerInnen in Basel-Stadt und Baselland:
Bravo, Ihr habt tolle Arbeit geleistet!