Donnerstag, 18.7.: Strandtag am Schwarzen Meer im Groove des Sommerhits. Die überraschende Philosophie des Tages, in der letzten Strophe erschlossen: „Lieber eine Ehrenrunde auf dem Weg zum Meer als Klassenbester im Gefängnis“.

Dass hier die Post abgehen muss, hören wir die ganze Nacht. Also in Basel wäre so etwas nicht möglich J Dafür hat es am morgen beim Sonnenaufgang um halb sechs aber a) kaum Abfallresten (bessere Kinderstube?) und b) erstaunlich viele (nüchterne!) Menschen (auch junge!) auf der Strasse. Es kommt mir in den Sinn, dass ja auch Heimleiter Ionel meist um fünf Uhr morgens aufsteht und dann eine lange Siesta macht, wenn die Hitze unerträglich ist. Aber hier an diesem Ferienort?

Wir jedenfalls warten nicht bis Mittag, um nochmals ins Bett zu kriechen… Ein Wort zu den Zimmern: Wlan auch hier fast wie in jedem öffentlichen Raum (Basel ist auch diesbezüglich Entwicklungsland), dafür Bettbezüge wie anno dazumal, mit gestärkten Leintüchern, dass man sie beinahe als Raumtrenner verwenden könnte – köstlich! Das Badezimmer mit seiner Sitzbadewannendusche ist eine wunderbare Einladung zum rumänischen Improvisieren, und die Badtücher riechen nach Marzipan.
Eigentlich mag ich ja Marzipan nicht… aber hier finde ich es prächtig!

Der Speiseraum ist riesig gross und eng bestuhlt und noch ganz im spät-kommunistischen Stil gehalten. Als wir gegen zehn Uhr allerdings zmorgen essen, sind wir beinahe die Einzigen. Das Strandleben ist so, wie ich es mir vorgestellt habe. Services hier (Bars, Liegestühle, Schirme), Services da (Masaj, Kaffee, Glacé) – aber der Strand ist längstens nicht so überlaufen wie befürchtet.

Ein Running-Gag erreicht übrigens einen neuen Höhepunkt: Hier kommen die offenen Kabel direkt aus dem Sand!
Die pausenlos-Beschallung von den verschiedenen Strandbars, damit hab ich ja gerechnet… und dass ich nach einem Tag den rumänischen Sommerhit „Perfe-ect“ schon beinahe mitsingen kann – das amüsiert mich ebenso wie alles andere. Ich geniesse es zu erleben, dass es in Rumänien „ganz normales“ Touri-Ferien-Leben gibt, die jungen Menschen sich bräunen (oder röten) – im Wissen, dass es trotz allem eine Minderheit ist, die sich ein paar Tage hier leisten kann.

Das wird auch deutlich an der Restaurant-Belegung am Abend. Die meisten Gäste essen wohl im Hotel an der „auto-servire“-Bar und schlendern einfach den Restaurants entlang. Die Touri-Lädeli haben ein tiefes Preisniveau, und ich kaufe mir ein herrlich schon ein wenig vergilbte altmodische Postkarten. Das Sortiment zeigt Motive und einen Humor, wie es in den 80-er-Jahren Brauch war, und da ich sonst überhaupt keine Postkarten sehe, aber dafür Pads, Laptops und Natels zum Standard-Strand-Set zu gehören scheinen, gehe ich davon aus, dass Ferien-Postkarten schreiben hier schon wieder „out“ war, bevor es richtig „in“ werden konnte.

Auch heute konnte ich einem rumänischen Dessert nicht widerstehen, das Nachtleben überlassen wir gerne der jüngeren Generation und lassen uns vom Stampfbeat in den Schlaf wiegen…