Zitat des Tages: “Eigenartig ist, dass mit dem Ausruf “Verunsichert” oft geradezu ein Vetorecht gegen Veränderungen beansprucht wird: Weil ich verunsichert werde, darf das nicht geschehen.” – Eva Maria Faber.
Hintergrund: Papst Franziskus’ Zeichensetzung lösten bei rechtskonservativen Katholiken einen Sturm der Entrüstung aus. Bergoglio würde mit seinen Taten den katholischen Glauben destabilisieren und die Gläubigen verunsichern. Schönstes Beispiel: Es sei bei der Fusswaschung am Gründonnestag durch den Papst ausdrücklich von Männern (“viri”) die Reden, denen der Papst die Füsse wasche, und Franziskus habe sich verurteilenswerterweise über diese Vorschrift hinweg gesetzt, indem er doch tatsächlich auch zwei Frauen die Füsse gewaschen habe. – Dass die eine davon eine Muslimin war, ging auf der Empörungsebene “Gender” wohl als zweite Empörungs-Ebene glatt verloren…
Das Vatikanradio, sicherlich ein unverdächtiger Zeuge, hat das Thema der Veränderungen in ihrem Blog schön aufgenommen und beruhigende Worte gefunden. Nicht nur sei diese “Tradition” der Fusswaschung gerade mal 58 Jahre alt, Liturgie sei auch ein “lebendig Ding”. Der Blog hier.
Eva-Maria Faber, ihres Zeichens Dogmatikerin an der theologischen Hochschule Chur, führt in ihrem Facebook-Post ihren Eingagnssatz (siehe oben) folgendermassen aus:
“…Übersehen wird dabei, dass eine Kirche, die ihre Sendung in der Geschichte nicht hinreichend wahrnimmt, ebenfalls “Verunsicherungen” auslöst. Menschen sind “verunsichert”, ob sie mit ihren Lebenswelten in dieser Kirche noch Platz haben, und viele sind sogar schon sicher, dass dies nicht so ist.”
Was für die einen sehnsuchtsvoll erwartete Zeichen des Frühlings sind, ist für die anderen unzulässige Verunsicherung. Sicher ist: Verunsicherung selbst ist keine moralische Kategorie. Die Verunsicherung wahr nehmen? Ja bitte. Und genauer hinschauen? Unbedingt!